Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft
Bei vielen Schwangeren entsteht mit dem positiven Schwangerschaftstest der Wunsch, das Bestmögliche für ihr Baby zu tun. Gerade die Frage nach der richtigen Ernährung ist ein vorrangiges Thema. Da liegt es nahe, in der Schwangerschaft zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, um die bestmögliche Versorgung für das Baby zu gewährleisten. Doch viele der Nahrungsergänzungsmittel für die Schwangerschaft sind gar nicht wirklich nötig. Lediglich Folsäure und Jod sind Nährstoffe, die von allen Schwangeren supplementiert werden sollten. Die meisten anderen Nährstoffe lassen sich über eine gesunde, ausgewogene Ernährung in ausreichender Menge zuführen.
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Sind Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft sinnvoll?
Nahrungsergänzungsmittel sind in der Schwangerschaft grundsätzlich nur bei einem tatsächlich nachweisbaren Nährstoffmangel wirklich notwendig. Die meisten Nährstoffe können Schwangere durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung problemlos im Alltag zu sich nehmen. Das bedeutet in der Praxis:
- Essen Sie viel Obst und Gemüse.
- Greifen Sie zu Vollkornprodukten.
- Tischen Sie ein- bis zweimal pro Woche fetten Fisch auf.
- Genießen Sie fettarme Milch und Milchprodukte.
- Entscheiden Sie sich für mageres Fleisch.
Wenn Sie diese Grundsätze beachten, sind zusätzliche Präparate nur selten nötig.
Auf dem Markt sind mittlerweile viele Nahrungsergänzungsmittel speziell für die Schwangerschaft erhältlich. Doch neuere Untersuchungen belegen: Nicht alle diese Produkte sind wirklich hilfreich. Viele Produkte sind oft sogar überdosiert oder mit Vitaminen angereichert, die gar nicht benötigt werden. Es gibt hingegen nur wenige Nahrungsergänzungsmittel, die tatsächlich pauschal für alle Schwangeren empfohlen werden.
Welche Supplemente sind für Schwangere wichtig?
Ideal ist es, wenn Schwangere die zusätzliche Zufuhr schon 4 Wochen vor der Empfängnis begonnen haben. Wenn nicht, werden sogar 800 Mikrogramm täglich empfohlen. Eingenommen werden sollte die Folsäure mindestens bis zur 13. Schwangerschaftswoche.
Folsäure ist wichtig für die Zellteilung und das Wachstum zentraler Nervenbahnen und der Organe. Das Risiko für Fehlgeburten kann durch die Einnahme von Folsäure erheblich reduziert werden. Auch kommen Neuralrohrdefekte, beispielsweise der “offene Rücken”, bei ausreichender Versorgung mit Folsäure seltener vor.
Die DGE empfiehlt außerdem die Einnahme von Jod als Nahrungsergänzungsmittel. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Jod, weil
● die mütterliche Schilddrüse mehr Schilddrüsenhormone produziert und dafür mehr Jod benötigt,
● die Mutter durch die Schwangerschaftshormone mehr Jod ausscheidet,
● das heranwachsende Baby mit Jod versorgt werden muss.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Deutschland als Gebiet mit einem geringen bis moderaten Jodmangel. Deshalb empfiehlt die DGE zusätzlich zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung eine Zufuhr von 100 bis 150 Mikrogramm Jod pro Tag.
In den Handlungsempfehlungen der DGE finden sich zwei weitere Nährstoffe, die nur unter bestimmten Voraussetzungen als Nahrungsergänzung supplementiert werden müssen: Die Omega 3-Fettsäure DHA und das Spurenelement Eisen.
DHA als Nahrungsergänzungsmittel
Die Abkürzung DHA steht für Docosahexaensäure und dahinter steckt eine wichtige Omega-3-Fettsäure. Die DGE empfiehlt: DHA sollte über ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, wenn nicht mindestens einmal pro Woche fettreicher Meeresfisch auf dem Speiseplan steht. Die Referenzmenge für Schwangere liegt bei 200 Milligramm pro Tag und wird normalerweise problemlos erreicht, wenn ein bis zwei Mal pro Woche Meeresfisch auf dem Teller landet.
DHA ist wichtig für die Gehirnentwicklung sowie die Sehfunktion des Fötus. Ausreichend DHA kann außerdem das Risiko für frühe Frühgeburten deutlich senken. Deshalb sollten Schwangere, die keinen Fisch essen, diese Fettsäure supplementieren.
Eisen als Nahrungsergänzungsmittel
Das Spurenelement Eisen sollte man nur als Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft einnehmen, wenn es ausdrücklich ärztlich empfohlen wurde. Eine Einnahme, ohne dass ein vorliegender Eisenmangel diagnostiziert wurde, ist nicht nötig, sondern kann sogar schädlich sein.
Ein vorliegender Eisenmangel kann das Risiko für Fehl- oder Frühgeburt erhöhen. Außerdem sorgt ein Eisenmangel bei der Mutter oft für ein geringes Geburtsgewicht des Babys. Das kommt durch eine Unterversorgung zustande, da der Eisenmangel die Blutbildung beeinträchtigt und damit die Nährstoffversorgung nicht sichergestellt ist.
Allerdings kann die Einnahme von zusätzlichem Eisen, ohne dass ein Eisenmangel vorliegt, zu zusätzlichen Schwangerschaftskomplikationen führen. Deshalb sollten Schwangere Eisen in der Schwangerschaft nie ohne ärztlichen Rat einnehmen.
Vitamin B6 gegen Schwangerschaftsübelkeit
Ein Nährstoff, der in Sachen Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft lange übersehen wurde, ist Vitamin B6. Bei schwerer Schwangerschaftsübelkeit kann es durchaus sinnvoll sein, das behandelnde Fachpersonal darum zu bitten, den mütterlichen Vitamin B6-Spiegel zu überprüfen.
Studien konnten nachweisen, dass Frauen mit einem niedrigen Vitamin B6-Spiegel in der Schwangerschaft häufiger an Übelkeit und Erbrechen litten als Frauen, deren Versorgung besser aufgestellt war. Die gleichen Untersuchungen konnten feststellen, dass eine Gabe von Vitamin B6 in Kombination mit den Vitaminen B1 und B12 die Schwangerschaftsübelkeit und das Erbrechen deutlich reduzieren konnte.
Nahrungsergänzungsmittel bei veganer oder vegetarischer Ernährung
Gerade die vegetarische oder vegane Ernährung in der Schwangerschaft steht oft auf dem Prüfstand. Bei einer vegetarischen Ernährung sind Nahrungsergänzungsmittel, außer Jod und Folsäure, in der Schwangerschaft nicht zwingend erforderlich. Vor allem bei einer ovo-lacto-vegetarischen Ernährung ist die Nährstoffversorgung oft ausreichend, wenn der Speiseplan gesund und ausgewogen ist. Allerdings sollte die Versorgung mit Zink, DHA, Eisen und Vitamin B12 regelmäßig kontrolliert werden.
Außerdem sollten Veganerinnen in der Schwangerschaft ihre Versorgung mit folgenden Nährstoffen engmaschig überprüfen lassen:
- DHA
- Zink
- Jod
- Calcium
- Protein
- Eisen
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist bei Veganismus auch außerhalb der Schwangerschaft häufiger nötig. Allerdings sollten Supplemente immer erst nach ärztlicher Überprüfung der Blutwerte eingenommen werden. Außerdem kann die Unterstützung durch eine spezialisierte Ernährungsberatung sinnvoll sein.
Nahrungsergänzungsmittel in der Stillzeit
In der Stillzeit sind in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel nötig, weil sich der erhöhte Nährstoffbedarf durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung unkompliziert decken lässt.
Tatsächlich sind viele kombinierte Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt für Stillende eher unpassend, weil sie sich an Schwangere und Stillende zugleich richten. Dabei ist der Nährstoffbedarf in diesen beiden Lebensphasen sehr unterschiedlich, sodass die Nahrungsergänzungsmittel für die Stillzeit teilweise sogar überdosiert sind.
Als einzige Empfehlung gilt, dass auch in der Stillzeit Jod mit 100 Mikrogramm täglich supplementiert werden sollte, da der Bedarf durch das Stillen höher ist als über die Ernährung gedeckt werden kann.
Nahrungsergänzungsmittel: Was zu beachten ist
Da, wo Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft nötig sind, sollten Schwangere genau hinschauen, ob ein Präparat auch wirklich geeignet ist.
1. Bedarf abklären:
- Liegt eine besondere Ernährungsweise vor, beispielsweise Veganismus oder eine vegetarische Ernährung?
- Wie gesund und ausgewogen ist die Ernährung bislang?
Diese beiden Fragen liefern schon wertvolle Indikatoren dazu, ob ein Nährstoffbedarf über Folsäure und Jod hinaus bestehen könnte. Lassen Sie außerdem Ihre Blutwerte durch eine ärztliche Praxis bestimmen, um herauszufinden, ob überhaupt ein Mangel besteht, der durch Nahrungsergänzungsmittel behoben werden müsste.
2. Empfehlungen einholen:
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die Supplementierung von Folsäure und Jod pauschal für alle Schwangeren. Die restlichen, nötigen Nährstoffe müssen nur bei Bedarf ergänzt werden. Falls Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft nötig sind, fragen Sie die gynäkologische Praxis oder Ihre Hebamme nach einer Empfehlung für geeignete Präparate. Auch spezialisiertes Fachpersonal für Ernährungsberatung kann hier weiterhelfen.
3. Produkte vergleichen:
Bekommen Sie unterschiedliche Empfehlungen, hilft ein Blick auf das Etikett des jeweiligen Präparats.
- In welcher Menge sind Nährstoffe enthalten?
- Werden die von der DGE empfohlenen Referenzmengen eingehalten?
Solange das gynäkologische Fachpersonal keine höhere Dosis verschreibt, sollte der Nährstoffgehalt des Nahrungsergänzungsmittels die Referenzmenge für die jeweiligen Nährstoffe nicht überschreiten.
4. Preise vergleichen:
Teure Nahrungsergänzungsmittel sind nicht unbedingt besser. Das bedeutet, vergleichen Sie gern die Preise der Präparate, wenn sich die Zusammensetzung sehr ähnelt. Es gibt auch bei manchen Krankenkassen die Möglichkeit, sich die Kosten für Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft erstatten zu lassen.