Milcheinschuss: Die besten Tipps bei einer Brustdrüsenschwellung
Beinahe über Nacht werden Ihre Brüste prall, fühlen sich groß, schwer und sehr voll an – der Milcheinschuss ist da! Von leicht unangenehm bis schmerzhaft reichen die Beschreibungen dieses hormonellen Prozesses, der den Übergang von der Vormilch – dem immunstoffreichen Kolostrum – hin zur reifen Muttermilch markiert. Erfahren Sie, was Sie beim Milcheinschuss unterstützt und welche Hausmittel Beschwerden lindern können.
Milcheinschuss – Was ist das?
Schon in der Schwangerschaft hat sich Ihr Körper auf die spätere Milchproduktion vorbereitet. Das Drüsengewebe in der Brust wird stärker durchblutet, Warzenvorhof und Brustwarze wirken dunkler als vor der Schwangerschaft. Häufig treten die Blutgefäße unter der Haut stärker hervor und die Brust wirkt insgesamt größer. Ab dem dritten Schwangerschaftstrimester tritt bei einigen Schwangeren – aber längst nicht bei allen – etwas Kolostrum aus. Dieses sagt jedoch nichts über die Stillfähigkeit aus, sondern lediglich etwas über das Gleichgewicht der Hormone.
Den Startschuss für die Milchproduktion gibt die Geburt der Plazenta. Sie hat in all den Schwangerschaftsmonaten ein Hormon gebildet, das die Milchproduktion im Zaum gehalten hat. Durch das Anlegen des Kindes erhält Ihr Körper nun Signale, dass es dringend Zeit wird, die Milch zum Fließen zu bringen und die Milchmenge an das Bedürfnis des Kindes anzupassen.
Deshalb fangen nach der Geburt die milchbildenden Zellen in der Brust damit an, mehr Muttermilch zu produzieren – die sogenannte „reichliche Milchbildung“ beginnt. Das Kolostrum, also die Muttermilch der ersten ein bis drei Tage, ist dickflüssig, meist stark gelblich und enthält hochkonzentriert alle benötigten Nährstoffe sowie Fett, Proteine und Kohlenhydrate und eine Vielzahl an lebendigen Zellen und Bakterien für eine gesunde Darmentwicklung. Außerdem enthält Kolostrum jede Menge wichtiger Antikörper, die Babys unreifen Organismus schützen.
Legen Sie Ihr Kind in den ersten Tagen häufig an und behalten Sie es nah bei sich. Am besten gelingt das Stillen im Krankenhaus mit einem 24-Stunden-Rooming-in, bei dem das Neugeborene nur kurz zum Wickeln, Waschen, Schlafen oder für Untersuchungen seinen Platz an Ihrer Brust verlässt.
Der Milcheinschuss tritt meist um den zweiten bis zehnten Tag nach der Geburt ein.
Symptome und Anzeichen: Wie merke ich den Milcheinschuss?
Die Haut spannt. Die Brüste scheinen plötzlich deutlich an Volumen zugelegt zu haben. Der in der Schwangerschaft vorsorglich gekaufte Still-BH kann trotz größerer Passform zu klein sein. Wenn all dies auf Sie zutrifft, sind Sie mitten im Milcheinschuss.
Typische Anzeichen für den Milcheinschuss sind:
- schwere, pralle Brüste
- gespannte Haut
- eventuell starke Empfindlichkeit bei Berührung und Druck
- eventuell Rötungen oder leicht erhöhte Temperatur im Brustbereich
Spannungs- und Schweregefühle sind anfangs oft unangenehm. Gleichzeitig sind Sie vielleicht erleichtert, weil der Milcheinschuss schließlich ein gutes Zeichen ist. Die reichliche Milchproduktion startet, Ihr Baby wird gut versorgt!
Schmerzen und Probleme beim Milcheinschuss
Begleiterscheinungen lindern
Das Stillen im Wochenbett folgt häufig noch keinem Rhythmus. Die Übergänge zwischen einem kurzen Nickerchen auf der Couch, dem nächsten Stillen, Wickeln und Babybestaunen dürfen gern fließend ineinander übergehen. Die beste Methode, um schnell durch den Milcheinschuss zu kommen, lautet: anlegen, anlegen, anlegen.
Durch das häufige Anlegen bleibt der notwendige Hormonspiegel konstant hoch, was sich positiv auf die Milchbildung auswirkt. Das heißt: Der eigentliche Milcheinschuss ist schneller vorbei. Gleichzeitig legen Sie hier die Basis für eine optimale Muttermilchversorgung Ihres Lieblings. Und nach den vielen Schwangerschaftswochen ist es ja auch einfach nur schön, Ihr Neugeborenes rund um die Uhr Haut an Haut zu spüren, nicht wahr?
Vor dem Stillen
Um die Spannung in den Brüsten zu mildern, empfinden viele Frauen feuchte Wärme von einem Waschlappen oder ein warmes Kirschkern- oder Dinkelspelzkissen als angenehm. Vorsichtige Brustmassagen – vom Ansatz zur Brustwarze hin – können das Druck- und Spannungsgefühl zusätzlich lindern, indem etwas Milch ausgestrichen wird. Das kann Ihrem kleinen Liebling das Anlegen erleichtern, wenn Brustwarze und Warzenvorhof durch das geschwollene Brustgewebe sehr verstrichen, d.h. flach geworden, sind.
Während des Stillens
Versuchen Sie, Ihr Baby möglichst so anzulegen, dass es die Brust gut entleeren kann. Wenn Sie verschiedene Stillpositionen beherrschen: Wunderbar, wechseln Sie durch! Falls nicht, bleiben Sie bei dem, was Sie können und konzentrieren sich einfach darauf, das Stillen zu genießen.
Nach dem Stillen
Kühlen Sie die Brust 15 bis 20 Minuten lang. Gut eignen sich dafür speziell auf die Brust zugeschnittene Kühlpads, Quark- oder Weißkohlwickel. Die Brustwarze und der Brustwarzenhof müssen dabei frei bleiben.
Häufige Stillpositionen
Machen Sie es sich zum Stillen bequem! Das gilt vor allem für die Zeit während des Milcheinschusses und für absolut jede Stillposition. Stützen Sie Ihre Arme, Beine und den Rücken gut ab, um sich entspannt zurückzulehnen. Legen Sie die Füße hoch. Wählen Sie bequeme Sitzmöbel aus, auf denen es sich gut etwas länger aushalten lässt. So vermeiden Sie zusätzliche Muskelschmerzen und Verspannungen.
In der Wiegehaltung gelingt das Stillen meist gut. Dabei liegt der Kopf des Säuglings in Ihrer Armbeuge auf Brusthöhe, seine Füßchen zeigen zur anderen Brustseite. Während der eine Arm das Babyköpfchen stützt, ist die zweite Hand frei, um beim Anlegen zu unterstützen. Ein Stillkissen ist kein Muss, kann aber anfangs gut dabei helfen, Baby und Brust sicher in Position zu halten.
Der Rückengriff ist sehr praktisch und leicht zu handhaben, ganz besonders, wenn Sie große Brüste haben, Ihr Baby sehr klein ist oder Zwillinge gleichzeitig gestillt werden. Auch wenn Sie einen Kaiserschnitt hatten, können Sie mit diesem Griff schmerzhafte Berührungen an der frischen Bauchwunde vermeiden. Wenn Sie im Rückengriff die rechte Brust anbieten, „klemmen“ Sie sich Ihr Baby unter den rechten Arm. Der Bauch des Kindes liegt eng an Ihrer rechten Seite und die Beine zeigen nach hinten. Kopf und Po des Kindes befinden sich in gleicher Höhe, und Ohr, Schulter und Hüfte liegen in einer Linie. Der Kopf ruht in Höhe der Brustwarze in Ihrer rechten Hand. Stützen Sie Ihren Arm und die Hand mit Kissen ab, damit Ihnen das Kind nicht wegrutscht und der Arm entspannt liegen kann. Mit der linken Hand bieten Sie dem Baby die Brust im C-Griff an.
Stillen im Liegen ist besonders entspannend – benötigt anfangs aber etwas mehr Übung. Probieren Sie aus, ob Sie das Anlegen im Liegen hinbekommen, eventuell mit etwas Unterstützung durch Sofakissen im Rücken. Mit einem festeren, schmalen Kissen vor dem Unterbauch können Sie eine Kaiserschnittwunde vor zufälligen Tritten schützen. Bei größeren Brüsten ist das Stillen im Liegen manchmal erst nach Abklingen des Milcheinschusses komfortabel – probieren Sie es einfach in den Tagen danach erneut, wenn es bei den ersten Versuchen nicht so richtig klappen will.
Die besten Hausmittel – Was hilft beim Milcheinschuss?
Welche Hausmittel eignen sich am besten zur Linderung der Symptome?
Quarkwickel
Gut vorbereiten lassen sich Quark- und Kohlwickel. Quarkwickel sind leicht selbst herzustellen:
- Eine dünne Schicht kühlschrankkalten bis zimmerwarmen Quark auf ein Baumwolltuch streichen,
- nach dem Stillen auf die Brust legen,
- Brustwarze und Warzenhof aussparen.
Die Baumwolltücher können nach dem Kühlen ausgewaschen und wiederverwendet werden. Fertige Quarkpacks sind im stationären Handel erhältlich, die Lagerung ist unproblematisch und für die Anwendung ist keine weitere Vorbereitung nötig.
Kohlwickel
Auch Kohlwickel sind einfach in der Herstellung:
- Waschen Sie die Blätter und trocknen Sie diese gut ab.
- Schneiden Sie dicke Blattrippen flach ab.
- Im Anschluss nehmen Sie ein Nudelholz oder eine Flasche zur Hand und walken Sie die Blätter gründlich durch, bis Pflanzensaft austritt.
- Legen Sie die Blätter auf Ihre Brust, sparen Sie dabei die Brustwarzen aus und decken Sie alles mit einem Woll- oder Baumwolltuch ab.
- Nach 20 bis 30 Minuten entfernen Sie die Kohlblätter und waschen Ihre Brust mit warmem Wasser ab.
- Die Kohlblätter sollten danach entsorgt werden.
Kirschkernkissen
Kirschkernkissen sind nicht nur für Babys Bäuchlein hilfreich – sie können auch als Wärme- oder Kältekompressen bei Milchstau und Milcheinschuss verwendet werden.
Spezielle Tees zur Milchmengenregulation sind in dieser frühen Phase der Milchbildung nicht empfehlenswert.
Milcheinschuss in besonderen Situationen
In manchen Situationen ist der Milcheinschuss besonders herausfordernd. Nach einer schwierigen Geburt und bei Babys, die zu früh oder krank auf die Welt kommen, ist auch der Milcheinschuss ein wenig anders.
Milcheinschuss bei Frühchen
Frühchen, die zwischen der 24. und vor der 32. SSW auf die Welt kommen, verbringen in der Regel ihre ersten Lebenswochen in einem Inkubator. Ein direktes Anlegen ist meist noch nicht möglich, weil das Kind zu schwach zum Saugen ist. In dem Fall wird Ihr kleiner Liebling stattdessen über eine Sonde oder mit der Flasche ernährt.
Der Milcheinschuss wird begünstigt, wenn Sie in dieser Situation:
- zwischen zehn und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden Muttermilch gewinnen, wahlweise per Hand oder per Milchpumpe – davon mindestens ein- bis zweimal in den Nachtstunden
- so oft wie möglich Hautkontakt mit Ihrem Frühgeborenen halten („Känguruhen“)
Für Frühgeborene ist jeder Tropfen Muttermilch immens wertvoll. Der Milcheinschuss kann durch die Trennung von Mama und Baby aber manchmal etwas auf sich warten lassen. Unterstützung durch geschultes Fachpersonal ist an dieser Stelle hilfreich, um die Milchproduktion trotzdem in Gang zu setzen.
Das gilt gleichermaßen für Babys, die krank zur Welt kommen bzw. kurz nach der Geburt erkranken. Um die Milchproduktion anzuregen und den Milcheinschuss gut zu meistern, ist das Abpumpen ein notwendiger Zwischenschritt, um Ihr Baby später direkt zu stillen.
Die „späten Frühchen“, also Kinder, die zwischen der vollendeten 32. und vor der 37. SSW auf die Welt kommen, werden zwar meistens ebenfalls zunächst auf der Neonatologie versorgt. Doch dort ist es oft möglich, dass Sie Ihr Baby bereits anlegen können. Auch wenn das Saugen anfangs noch schwieriger ist, der Hautkontakt unterstützt Sie dabei, die Milchproduktion anzukurbeln. Ergänzen Sie das Känguruhen und die ersten Anlegeversuche mit zusätzlichen Pumpintervallen.
Um die Brust regelmäßig zu entleeren, die Spannungsgefühle zu mindern und die Milchproduktion weiterhin zu fördern, ist regelmäßiges Abpumpen wichtig. Zusammen mit Wärmen, Kühlen und bei Bedarf geeigneten Schmerzmitteln lässt sich der Milcheinschuss dann gut ertragen.
Milcheinschuss nach einem Kaiserschnitt
Stillende erleben nach einem Kaiserschnitt oft – aber nicht immer – einen verzögerten Milcheinschuss. Aber keine Sorge: Er bleibt keinesfalls aus! Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die den Zeitpunkt des Einsetzens beeinflussen: Insbesondere das Anlegen gleich nach der Geburt und die Häufigkeit des Anlegens, ein ausreichender und entspannter Hautkontakt sowie eine mögliche Beeinträchtigung der stillenden Frau durch Schmerzen wirken sich auf den Milcheinschuss aus.
Finden Sie eine geeignete Stillposition und legen Sie Ihr Baby möglichst oft an, mindestens zehn bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden. Manche Neugeborene sind durch die Medikamente, die während der Geburt verabreicht wurden, müde oder unruhig. Wenn das häufige Anlegen dann nicht gut möglich ist, halten Sie zumindest so viel Hautkontakt wie möglich.
Milcheinschuss bei primärem Abstillen
Entscheiden Sie sich innerhalb von 36 Stunden nach der Geburt zum Abstillen, wird das als primäres Abstillen bezeichnet. Sie können in diesem Zeitrahmen Ihr Baby anlegen, um ihm beispielsweise das Kolostrum zu geben, und sich danach dazu entschließen, das Stillen zu beenden. Sie können auch von Anfang an die Flasche geben.
In beiden Fällen kann es trotzdem zum Milcheinschuss kommen. Zur Linderung eignen sich diese beiden Schritte:
- Konsequent wärmen – Brust ausstreichen/abpumpen – kühlen,
- etwas zu enge BHs oder Tops tragen.
Achten Sie beim Ausstreichen per Hand oder beim Abpumpen darauf, nur wenig Milch zu gewinnen. Dadurch reduziert sich die Milchproduktion, die milchbildenden Zellen in der Brust stellen nach und nach ihre Arbeit ein. Das primäre Abstillen kann sich über einige Tage, teils auch Wochen hinziehen.
Das tut jetzt gut – die besten Tipps für Mama und Papa
Gutes für die Mama
Sie werden es schon in den letzten Schwangerschaftswochen gehört haben: Ruhe tut Ihnen jetzt gut! Nach der Geburt ist das frühe Wochenbett samt Milcheinschuss eine gute Erinnerung daran, dass Ihr Körper gerade ein Wunder vollbracht hat. Nun braucht es Kraft und Zeit, nämlich die 40 Tage des Wochenbetts, bis Sie sich von der Geburt erholt und auf die neue Situation eingestellt haben. Diese Zeit dürfen Sie ruhig überwiegend „im Bett“ bzw. in einem körperlichen Zustand der Ruhe und Entspannung verbringen. Genießen Sie diese wichtige Phase des Umbruchs und des Staunens, in der Sie sich zurückziehen können, ohne krank zu sein.
Zusammen mit Ihrem Baby auf der Couch oder im Bett zu liegen, ist sehr geruhsam. Tatsächlich sind die ersten Tage mit Baby vor allem mit Schauen, Stillen, Kuscheln und Schmusen, Windelwechseln und viel Schlaf ausgefüllt.
Gutes durch den Papa
Ihre Partnerin ist rund um die Uhr nur mit Stillen und dem Baby beschäftigt? Wie bringen Sie sich jetzt am besten ein?
- Reichen Sie ihr etwas zu trinken, wenn sie sich zum Stillen setzt. Bereiten Sie kleine Essensportionen zu, die Ihre Partnerin auch einhändig essen kann.
- Bleiben Sie in der Nähe, um bei Bedarf Spucktücher, Windeln oder Feuchttücher zu reichen, falls beim Stillen etwas danebengeht. Das gilt auch beim Anlegen von Quarkwickeln, Kohlblättern oder Kühlpads!
- Übernehmen Sie Ihr Neugeborenes nach dem Stillen, wenn Ihre Partnerin danach die Brust kühlen möchte oder einen Moment braucht, um sich frischzumachen. Wickeln, Herumtragen oder leise Schlaflieder zu singen sind gute Beschäftigungen, bis Mama und Baby zum nächsten Stillen starten.
- Halten Sie – nach Absprache – begeisterte Familienmitglieder und Freunde auf Abstand, während Ihre Partnerin den Milcheinschuss übersteht.
Gästebewirtung und höfliche Konversation fallen in diesem Zeitraum oft schwer. Was Mama und Baby in dieser frühen Wochenbettphase benötigen, sind Ruhe, gutes Essen und viel Schlaf. Vermisst Ihre Partnerin ihre Familie und sehnt sich nach Unterhaltung? Dann ist Besuch wunderbar. Noch besser wird es nur, wenn der Besuch auch Essen für alle mitbringt und ein bis zwei Dinge im Haushalt erledigt. Dann bleibt für Sie beide mehr Zeit, um sich Ihrem neugeborenen Liebling zu widmen.
Die beste Unterstützung ist es in jedem Fall, wenn Sie Ihrer Partnerin zeigen, dass Sie für sie da sind.