Milch abpumpen und aufbewahren
Sie stillen und gehen bald wieder arbeiten, möchten aber gern einen kleinen Vorrat für den nächsten Termin ohne Baby anlegen? Oder möchten Sie die Milchproduktion generell ein wenig anregen? Zur Milchgewinnung gibt es einiges zu beachten. In diesem Beitrag sind Tipps und Hilfestellungen zum Abpumpen von Muttermilch zusammengefasst.
Abpumpen ist keine Zauberei
Vor dem ersten Abpumpen stellen sich Mütter meist viele Fragen:
- Wo bekomme ich eine Pumpe her?
- Brauche ich eine elektrische Pumpe oder reicht mir eine Handmilchpumpe?
- Wann und wie lange sollte ich pumpen?
- Wie kann ich die Milch später aufbewahren – und worin?
- Was mache ich, wenn das Abpumpen wehtut?
Wie Sie das Abpumpen für sich selbst gestalten, hängt auch vom Anlass der Muttermilchgewinnung ab. Die Situation beim Abpumpen nach einem Notkaiserschnitt ist eine ganz andere, als wenn Sie ein paar Monate nach der Geburt einen kleinen Sicherheitsvorrat anlegen wollen.
Vergleich: Handmilchpumpe oder elektrische Milchpumpe
Wenn Sie nur gelegentlich etwas Milch abpumpen, um einen kleinen Vorrat für den Rückbildungskurs ohne Kind anzulegen, genügt in der Regel eine Handmilchpumpe. Sie wird seltener täglich verwendet, jede Brustseite muss einzeln abgepumpt werden.
Bei der elektrischen Milchpumpe wird die Einzelpumpe meist für häufigeres Abpumpen daheim verwendet. Manche Mütter ziehen die einfache Milchpumpe auch der doppelten vor, wenn sie für die Arbeit oder aus anderen Gründen häufiger abpumpen müssen. Sie ist handlicher und mittlerweile in vielen verschiedenen Modellvarianten erhältlich.
Die Doppelmilchpumpe, die insbesondere in der Apotheke verliehen wird, ist dagegen groß, schwer und sehr effektiv. Sie bewährt sich, wenn über längere Zeit stetig abgepumpt bzw. die Milchproduktion angeregt werden soll. Im Krankenhaus und als Leihpumpe erhalten Sie in der Regel eine elektrische Doppelmilchpumpe.
Handmilchpumpe | Elektrische Milchpumpe | |
Verwendung | Gelegentliches Abpumpen oder schnelle Hilfe bei drohendem Milchstau | Häufiges Abpumpen ist geplant (Bruststreik wie zum Beispiel Milchstau, arbeitsbedingte Abwesenheit oder Milchproduktion anregen) |
Handling | Einfach | Je nach Modell einfach bis komplex |
Gewicht | Meist gering | Gering (einfache elektrische Pumpe) bis hoch (elektrische Doppelmilchpumpe) |
Pumpprogramme | Keine/kaum je nach Modell | In der Regel verschiedene Pumpprogramme nutzbar |
Kosten | Gebraucht sehr günstig erhältlich, neu im zwei- bis dreistelligen Bereich | Hoch bei neuen Doppelpumpgeräten, niedriger bei gebrauchten oder einfachen elektrischen Milchpumpen |
Muttermilchpumpe ausleihen
Muttermilchpumpen können aus medizinischen Gründen verschrieben und in der Apotheke ausgeliehen werden. Das trifft vor allem zu, wenn:
- Mamis einen Milchstau oder eine Brustentzündung haben und das Baby nicht oder nicht ausreichend an der Brust trinkt,
- das Anlegen mit eingerissenen, blutigen Brustwarzen nicht ausreichend gut klappt (in Ausnahmefällen),
- Neugeborene nicht kräftig genug saugen und die Milchbildung deshalb zusätzlich angeregt werden soll,
- Frühchen und Babys mit organischen Erkrankungen Schwierigkeiten haben, direkt an der Brust zu stillen.
Arbeiten und Stillen ist keine Indikation für die Verschreibung einer Milchpumpe. Auch der Wunsch nach einem Sicherheitsvorrat kann nicht als Verschreibungsgrund herangezogen werden.
Für die Verschreibung zuständig, sind je nach Indikation Gynäkologen oder Kinderärzte. Auf dem Rezept sollte – falls benötigt – das Doppelpumpset mit aufgeführt sein. Meist wird das Rezept für vier Wochen ausgestellt. Die Apotheke sollte eine kurze Beratung zur Anwendung der elektrischen Milchpumpe und den verschiedenen Programmen anbieten. Außerdem sollte die richtige Brusthaubengröße gemessen werden. Denn wenn die nicht richtig passt, hat Ihre Brustwarze entweder zu viel oder zu wenig Spielraum. Das kann beim Abpumpen zu Schmerzen führen.
Abpumpen im Alltag
Gelegentliches Vorratspumpen lässt sich im Alltag gut unterbringen, wenn Ihr Baby mal etwas länger schläft. In der Mitte zwischen zwei Stillpausen ist meist ein guter Zeitpunkt, ebenso am Abend, wenn Ihr kleiner Liebling eine erste längere Schlafphase hat.
Passende Brusthaube
Alle gängigen Pumpenmodelle sind mit unterschiedlichen Brusthaubengrößen ausgestattet. Die Trichter der Brusthaube sollten rings um Ihre Brustwarze um die zwei Millimeter Spielraum haben. Wird die Brustwarze im Trichter gequetscht oder hat sie zu viel „Luft“, gelingt das Abpumpen weniger gut. Zur Größenbestimmung bieten viele Pumpenhersteller Maßhilfen und Messanleitungen an – passende Pumphaubensets können dann individuell nachbestellt oder direkt bei der ausleihenden Apotheke angefordert werden.
Wie oft und wie lange Abpumpen?
Um die Milchproduktion zu steigern: Pumpen Sie acht- bis zehnmal in 24 Stunden jeweils 15 Minuten (doppelseitig) oder 15 Minuten (einseitig je Brustseite) ab.
Um die Milchproduktion zu erhalten: Mindestens fünfmal abpumpen, besser sind aber sechs- bis achtmal in 24 Stunden.
Starten Sie mit einem angenehmen Vakuum und der minimalsten Saugstärke, die Ihre Pumpe ermöglicht. Steigern Sie erst im Laufe der einzelnen Abpumpsituation die Saugstärke bzw. das Pumpintervall.
Mit dem Power- und dem Clusterpumpen lässt sich die Milchproduktion ganz gezielt steigern.
Powerpumpen | Clusterpumpen | |
Anwendung | Besonders gut geeignet für kurze Pumpsessions im Alltag mit Baby | Ahmt das „Clusterfeeding“-Verhalten von Stillkindern nach; optimale Ergänzung zur Milchmengensteigerung und bei Frühgeborenen |
Häufigkeit | Einmal täglich | Ein- bis zweimal täglich, bei Frühchen ggf. häufiger |
Vorbereitung | Brustmassage | Brustmassage |
Durchführung | Doppelseitiges Abpumpen für fünf Minuten | Doppelseitiges Abpumpen für 10 bis 12 Minuten |
Unterbrechung/Pause | Kurze Pause mit etwas Bewegung (strecken, aufstehen, wieder setzen) | 10 bis 12 Minuten Pause |
Wiederholungseinheiten | Abpumpen und Pause dreimal wiederholen, Gesamtdauer zwischen 15 und 20 Minuten | Abpumpen und Pause dreimal wiederholen, Gesamtdauer entspricht ca. einer Stunde pro Tag |
Richtig abpumpen: Die besten Tipps im Überblick
Mit der richtigen Vorbereitung und ein paar guten Tipps zum Stillen können beinahe alle Stillenden abpumpen. Nur ein kleiner Anteil bekommt mit der Pumpe keinen Tropfen aus der Brust. Meist gelingt dann das Ausstreichen per Hand besser. Für alle anderen Mamas gilt aber: Übung macht die Meisterin!
Tipp 1: Entspannung und Ruhe
Leicht gesagt, aber im Alltag mit Baby manchmal schwierig zu bewerkstelligen. Trotzdem: Je entspannter die Mama, desto besser kann die Milch fließen. Ein gemütlicher Platz zum Abpumpen, kein Zeitdruck und die richtige Pumpe sind die beste Vorbereitung. Füße hoch und eine gute Sitzposition mit gut abgestützten Armen und einer hohen Rückenlehne machen das Abpumpen einfacher.
Tipp 2: Baby in der Nähe
Hautkontakt mit dem Baby lässt den Milchspendereflex einfacher und schneller einsetzen. Wenn es vom Handling mit der Pumpe und Ihrem kleinen Liebling her möglich ist, dann arrangieren Sie sich mit beidem – auf der Couch etwa, mit dem Baby auf dem Schoß oder zwischen den Brüsten auf Ihrem Bauch ausgebreitet.
Klappt das nicht? Dann ist es manchmal schon genug, das Stillkind anzusehen. Auf der Arbeit könnte auch ein Handybild oder eine Videoaufnahme dabei helfen, die nötige Ruhe und Entspannung zu erreichen.
Tipp 3: Ablenkung
Manche stillenden Mütter fühlen sich während des Pumpens unbehaglich. Das pumpende Geräusch, die herausfließende Milch und die ganze Situation können irritierend wirken. Ein gutes Hörbuch oder nebenher die Lieblingsfernsehsendung – erlaubt ist alles, wenn es Sie vom Abpumpen ablenkt. Einen Wecker oder Timer zu stellen, kann ebenfalls helfen – dann geht der Blick statt zur Brusthaube eher zur ablaufenden Zeitanzeige.
Tipp 4: Pumpfrequenz verändern
Babys trinken in ganz unterschiedlichem Tempo, zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlicher Intensität. Wenn Ihre Pumpe verschiedene Pumpprogramme hat, sollten Sie diese gelegentlich auch wechseln. Das regt den Milchfluss neu an und verhindert, dass Sie sich zu sehr an einen konkreten Pump-Mechanismus gewöhnen und der Milchfluss nachlässt.
Tipp 5: Körnerkissen & Massage
Warme Kirschkernkissen oder feuchtwarme Waschlappen kurz vor dem Abpumpen auf der Brust helfen Ihnen dabei, die Milch später beim Abpumpen leichter fließen zu lassen. Der Milchspendereflex wird häufig leichter ausgelöst, wenn die Brust vorher leicht angewärmt wurde.
Eine sanfte Massage steigert die Pumpleistung ebenso. Dabei wird mit leichtem Druck einmal rundherum vom Brustansatz in Richtung Brustwarze gestrichen.
Zusätzlich sind Getränke und kleine Knabbereien hilfreich – ob gerade abgepumpt oder gestillt wird, ist dabei egal. Jedes Abpumpen und jedes Stillen können direkt dazu genutzt werden, die Energiespeicher wieder aufzufüllen.
Und wenn Sie der leere Pumpbehälter anfangs zu sehr unter Leistungsdruck setzt: Eine Socke oder ein Tuch über dem Behälter kann das Gefühl etwas reduzieren.
Aufbewahrung und Haltbarkeit von Muttermilch
Ihre abgepumpte Muttermilch können Sie auf verschiedenen Wegen sicher aufbewahren.
Max. Aufbewahung | Temperatur | |
Aufgewärmt/im Fläschchenwärmer | Sofort verfüttern, Reste wegschütten | Raumtemperatur oder körperwarm bei max. 37°C |
Abgekühlt/Raumtemperatur | 3 bis 4 Stunden | 19 °C bis 22 °C |
Im Kühlschrank | Bis zu 4 Tage | An die Hinterwand des Kühlschranks |
Im Tiefkühler (****-Fach) | Bis zu 6 Monate | Mind. - 20 °C |
Frisch abgepumpte Muttermilch hält sich bei Zimmertemperatur drei bis vier Stunden. Die Reste der Muttermilch sollten Sie nicht wiederverwenden. Hat Ihr Schatz noch einen kleinen Appetit, dann können Sie einen Teil der Muttermilch in ein Fläschchen umfüllen, der Rest wandert in den Kühlschrank bzw. wie oben beschrieben drei bis vier Stunden bei Zimmertemperatur.
Die abgepumpte Muttermilch sollte in ein ausgekochtes Fläschchen gefüllt und im Kühlschrank gut verschlossen aufbewahrt werden. An der Hinterwand des Kühlschranks kann sie bis zu vier Tage gelagert werden. Soll abgepumpte Muttermilch länger (bis zu sechs Monate) aufbewahrt werden, können Sie diese in Portionen bei mindestens -20 °C in einem 4-Sterne Kältefach einfrieren.
Aufgetaut wird sie am besten über 24 Stunden im Kühlschrank oder unter fließend kaltem bis lauwarmen Wasser, damit der Auftauvorgang möglichst schonend vor sich geht. Der Verschluss des Behälters soll dabei nicht nass werden. Wichtig: Die aufgetaute Muttermilch darf nicht wieder eingefroren werden.
Die Muttermilch muss nicht zwingend auf Körpertemperatur (37°C) erhitzt werden, eine Fütterung bei Raumtemperatur ist ebenfalls möglich - ganz nach den Vorlieben Ihren Babys. Wichtig ist jedoch, dass die Milch nicht über 40°C erhitzt wird, damit hitzeempfindliche und wertvolle Milchbestandteile vor unnötiger Hitzeeinwirkung geschützt werden.
Günstig ist es, wenn Sie das Fläschchen vor dem Gebrauch in Kreisbewegungen kurz schwenken - nicht schütteln - da sich das Fett der Milch abgesetzt haben könnte.
Probleme und Schmerzen beim Abpumpen
Muttermilch abzupumpen sollte nicht wehtun. Wenn Sie also Schmerzen spüren, dann ist es Zeit nachzuprüfen:
- Sitzt die Brusthaube richtig und wird die richtige Größe verwendet?
- Ist das Vakuum zu stark eingestellt?
- Ist Ihnen kalt oder sind Sie anderweitig stark angespannt?
- Sind andere Verletzungen oder Infektionen wie Soor ausgeschlossen?
Ihre Hebamme oder eine Stillberatung unterstützen Sie bei Fragen, ebenso wie unsere BabyClub-Community.