Auf die richtige Ernährung kommt es an!
Vor allem für Frauen, die von mehreren Risikofaktoren betroffen sind, kann es sinnvoll sein, in einer Ernährungsberatung die eigene Ernährungsweise auf den Prüfstand zu stellen.
Durchschnittlich 20 Prozent aller Schwangeren sind betroffen: Schwangerschaftsdiabetes tritt häufiger auf, als viele es annehmen. Anders als ein Diabetes Mellitus, ist der Schwangerschaftsdiabetes bei vielen Frauen nur ein vorübergehender Zustand. Dennoch sollten Schwangere achtsam mit der Zuckerkrankheit umgehen. Bei sorgloser Behandlung kann Schwangerschaftsdiabetes ernste Folgen für Mutter und Kind nach sich ziehen.
Schwangerschaftsdiabetes wird oft auch Gestationsdiabetes oder Typ-4-Diabetes genannt. Fachleute verstehen darunter eine Form der Zuckerkrankheit, die erstmals und nur in der Schwangerschaft auftritt. Genau hier liegt der Unterschied zu einem Diabetes Typ 1 oder einem Diabetes Mellitus (Typ 2): Nach der Geburt des Babys „verschwindet“ der Schwangerschaftsdiabetes.
Der Schwangerschaftsdiabetes zeichnet sich dadurch aus, dass die Körperzellen der Schwangeren den in Lebensmitteln enthaltenen Zucker schlechter aufnehmen können und dadurch der Blutzuckerspiegel länger erhöht bleibt. Es besteht eine verringerte Sensitivität gegenüber dem körpereigenen Insulin, das normalerweise den Blutzuckerspiegel senkt.
Es gibt einfache Wege, der Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen. Dabei gilt vor allem:
Vor allem für Frauen, die von mehreren Risikofaktoren betroffen sind, kann es sinnvoll sein, in einer Ernährungsberatung die eigene Ernährungsweise auf den Prüfstand zu stellen.
Eine Ernährungsumstellung, die darauf abzielt, den Nüchternblutzucker zu senken, ist nicht nur eine effektive Behandlungsweise von Schwangerschaftsdiabetes, sondern kann auch der Entstehung der Zuckerkrankheit vorbeugen.
Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes zu verhindern:
Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, denn auch die Flüssigkeitszufuhr wirkt sich auf den Stoffwechsel aus. Schwangere sollten 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag zu sich nehmen.
Nicht nur über die Ernährung können Sie die Gesundheit Ihres Stoffwechsels beeinflussen. Auch Bewegung ist ein wichtiger Präventionsbaustein, um eine Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft zu verhindern.
Bauen Sie Bewegung in Ihren Alltag ein! Nehmen Sie die Treppen anstatt des Fahrstuhls oder parken Sie so weit wie möglich vom Eingang des Gebäudes entfernt. Durch zusätzliche Alltagsbewegung helfen Sie Ihrem Stoffwechsel, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, weil die Energie, also der sich im Blut befindende Zucker, direkt verbraucht wird. Auch ein Spaziergang im Anschluss an eine Mahlzeit ist ein hilfreiches Mittel, um einen raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels zu verhindern.
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Wie genau Schwangerschaftsdiabetes entsteht, können Fachleute nicht mit Bestimmtheit sagen. Deshalb gehen sie davon aus, dass die Gründe für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes den Gründen einer Erkrankung an Diabetes Mellitus ähneln.
Allerdings ist Fachleuten aufgefallen, dass viele betroffene Frauen bereits vor ihrer Schwangerschaft eine Insulinresistenz hatten. Das bedeutet, dass ihr Körper weniger stark auf das körpereigene Insulin reagiert, weshalb sie unter einem länger erhöhten Blutzucker leiden. Normalerweise würde das Insulin dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Bei einer Insulinresistenz bleibt dieser Effekt aus.
Die mangelnde Sensitivität für Insulin verstärkt sich durch die Schwangerschaft, denn ab circa der 20. SSW sinkt die Sensitivität für Insulin der Körperzellen durch die schwangerschaftsbedingte Hormonveränderung. An sich ist diese Veränderung ein kluger Schachzug des Körpers: So wird sichergestellt, dass der Fötus während des Wachstums mit genug Energie versorgt wird. An sich stellt diese Veränderung auch keine Schwierigkeit dar, weil Schwangere normalerweise trotzdem genug Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel insgesamt auf ein normales Maß zu senken. Doch bei Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes reicht die Insulinproduktion nicht aus – der Blutzuckerspiegel bleibt latent hoch.
Die Risikofaktoren für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes sind recht breit gefächert:
Tatsächlich sind die Symptome für Schwangerschaftsdiabetes oft ein wenig unspezifisch. Der Katalog an Anzeichen, der für Diabetes Mellitus gilt, ist in der Schwangerschaft wenig aussagekräftig. Symptome wie häufiges Wasserlassen, großer Durst oder starke Müdigkeit gelten als klassische Schwangerschaftsanzeichen. Diese Symptome deuten also nicht unmittelbar auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin.
Aus diesem Grund wird bei Schwangeren standardmäßig zwischen der 24. SSW und der 28. Schwangerschaftswoche der orale Glukosetoleranztest oGTT, umgangssprachlich auch Zuckertest, durchgeführt. So können Fachleute sicher nachweisen, ob sich die Insulinsensitivität im für die Schwangerschaft normalen Rahmen bewegt oder ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt.
Auch wenn der Symptomkatalog für Schwangerschaftsdiabetes nicht den Anzeichen von Diabetes Typ 2 gleicht, gibt es einige Hinweise, die Ihre Hebamme oder das gynäkologische Fachpersonal dazu verleiten können, näher nachzuforschen:
Sollten diese Symptome vor oder nach dem regulären Testzeitraum auftreten, wird der orale Glukosetoleranztest auch jenseits der 24. Bis 28. SSW durchgeführt.
Bei bestehenden Risikofaktoren wird der erste Glukosetoleranztest oft schon im ersten Trimester durchgeführt. Kann kein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt werden, wird der Test zum regulären Zeitraum noch einmal durchgeführt. Bei erneut negativem Ergebnis kann ein dritter Test zwischen der SSW 32 und SSW 34 durchgeführt werden. Unabhängig vom Zeitraum ist die Durchführung immer gleich.
Der erste Glukosetoleranztest (umgangssprachlich „kleiner Zuckertest“) gilt als sogenannter Vortest:
Liegt der Blutzuckerspiegel über den genannten Grenzwerten, wird ein Folgetermin vereinbart.
Zum sogenannten „großen Zuckertest“ müssen Sie als Schwangere nüchtern erscheinen. Dann erfolgt die Diagnostik folgendermaßen:
Blutzuckerwert | Grenzwert |
Nüchternblutzucker | < 5,1 mmol/l (92 mg/dl) |
1-Stunde-Blutzucker | < 10,0 mmol/l (180 mg/dl) |
2-Stunden-Blutzucker | < 8,5 mmol/l (153 mg/dl) |
Beide Tests werden im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge von der Krankenkasse bezahlt.
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Für Mutter und Kind hat Schwangerschaftsdiabetes mehrere mögliche Auswirkungen, weshalb die Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft gut eingestellt und regelmäßig überprüft werden sollte.
Grundsätzlich dürfen Sie als Schwangere wissen: Die allermeisten Kinder kommen nach einer Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes gesund zur Welt. Wichtig ist, dass die Zuckerkrankheit rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Dabei können Sie schon mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und ausreichend Alltagsbewegung die Weichen dafür stellen, dass Ihr kleiner Schatz gesund zur Welt kommt.
Schwangere können folgende Komplikationen erleiden:
Auch die ungeborenen Kinder werden durch die Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft beeinflusst:
Im Fall eines Schwangerschaftsdiabetes ist eine fachlich kompetente Ernährungsberatung mit Fokus auf Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft immer sinnvoll. Unter Berücksichtigung Ihrer Ernährungsgewohnheiten, Ihres Tagesablaufs und Ihres Körpergewichts wird eine Ernährungsumstellung erarbeitet, die folgende Ziele verfolgt:
Die Ernährung bei einer bestehenden Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft sollte immer in Absprache mit Fachpersonal auf die jeweiligen, individuellen Bedingungen abgestimmt werden. Jedoch gibt es einige Leitlinien, die von den meisten Fachgesellschaften empfohlen werden und ähnlich den Tipps zur Vorbeugung Schwangerschaftsdiabetes abmildern können:
Es gilt aber auch bei Schwangerschaftsdiabetes: Schwangere sollten keine strenge Diät halten!
Sollte die Ernährungsumstellung nicht reichen, um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren, kann eine intensivierte Insulintherapie nötig werden. Dabei müssen betroffene Schwangere abends oder morgens und abends Langzeitinsulin spritzen. Zusätzlich kann es nötig sein, vor den Mahlzeiten kurz wirksames Insulin zu spritzen, um hohe Spitzen in den Blutzuckerwerten abzufangen.
Die intensivierte Insulintherapie erfordert außerdem, dass mehrmals am Tag der Blutzuckerwert gemessen wird, um den Blutzuckerspiegel engmaschig zu kontrollieren. So kann auch die nötige Insulindosis berechnet werden.
Speziell dafür ausgebildete Ernährungsberaterinnen oder Ernährungsberater bieten Schulungen an, in denen Schwangere lernen, wie sie ihren Blutzucker richtig messen, wie die Insulindosis berechnet wird und wie sie die Spritzen setzen müssen. Außerdem lernen Schwangere in diesen Schulungen, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Klären Sie vor solch einer Beratung mit Ihrer Krankenkasse, ob die Kosten übernommen werden. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Krankenkassen, abhängig vom Wohnort, die diabetologischen Beratungen für Schwangere in den Bereich der sogenannten IGeL-Leistungen überführt.
Besteht schon vor der Schwangerschaft ein Diabetes Typ 1 oder ein Diabetes Mellitus, wird nicht von Schwangerschaftsdiabetes gesprochen. In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass es sich gar nicht um Schwangerschaftsdiabetes handelt, sondern um einen Diabetes Typ 1, der erst entdeckt wird, oder um einen spontan entstehenden Diabetes Mellitus.
Frauen mit Kinderwunsch, die bereits an Diabetes leiden, sollten die geplante Schwangerschaft unbedingt mit ihrem Diabetologen besprechen. Wichtig ist, dass der Blutzuckerspiegel gut eingestellt wird, also Ernährung und ggf. Insulindosen rechtzeitig an die neuen Umstände der Schwangerschaft angepasst werden.
Bei Schwangeren mit schon bestehendem Diabetes wird in der Regel der Blutzucker-Langzeitwert, auch HbA1c-Wert, alle vier bis sechs Wochen kontrolliert. Außerdem müssen Schwangere, die bislang Antidiabetika bekommen haben, oft auf Insulin umstellen. Das liegt vor allem daran, dass die klassischen Diabetes-Medikamente für Schwangere nicht zugelassen sind, weil es zu wenig wissenschaftliche Daten zu ihrer Wirkung auf den Fötus gibt.
Schwangere mit bestehendem Diabetes sollten ihren Blutzuckerspiegel besonders im Auge behalten. Dabei werden folgende Referenzwerte von deutschen Fachgesellschaften empfohlen:
Zeitpunkt | Referenzwert |
Vor dem Essen | 65 – 95 mg/dl (3,6 – 5,3 mmol/l) |
Eine Stunde nach dem Essen | < 140 mg/dl (< 7,8 mmol/l) |
Zwei Stunden nach dem Essen | < 120 mg/dl (< 6,7 mmol/l) |
Gegen 22/23 Uhr (vor dem Schlafengehen) | 90 – 120 mg/dl (5,0 – 6,7 mmol/l) |
Zwischen 2 und 4 Uhr nachts | > 65 mg/dl (> 3,6 mmol/l) |
Eine engmaschige Betreuung durch die diabetologische Fachpraxis ist in der Schwangerschaft bei bestehendem Diabetes essentiell.
Durch Schwangerschaftsdiabetes kann das Geburtsgewicht Ihres Kindes enorm ansteigen. Das kann unter Umständen Komplikationen bei der Geburt nach sich ziehen. Ob die Größe und das Gewicht Ihres Babys der aktuellen Schwangerschaftswoche entsprechen, können Sie unter anderem in unserer Übersicht zu Größe und Gewicht von Babys nachvollziehen.
Bei der gesunden Ernährung in der Schwangerschaft sollten vor allem Weißmehlprodukte sowie stark zuckerhaltige Lebensmittel weitestgehend eingespart werden. Ersetzen Sie diese durch Vollkornprodukte. Diese belasten nicht nur den Blutzuckerspiegel geringer, sondern verfügen über mehr Ballaststoffe sowie wichtige B-Vitamine.
Rezepte und Gerichte in der Schwangerschaft sollten für das Frühstück vor allem eine ausgewogene Kombination von Vollkornprodukten, Eiweißhaltigen Lebensmitteln sowie Obst und Gemüse vorsehen. Denkbar ist etwa ein Vollkornmüsli aus Haferflocken mit einigen Nüssen, das Sie in Magerquark rühren und mit leckerem Beerenobst toppen.
Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes kann zu Fehl- und Frühgeburten sowie zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führen, dass Ihr Kind selbst an Diabetes erkrankt. Vor allem im ersten Trimester kann Schwangerschaftsdiabetes die Entwicklung wichtiger Nervenbahnen sowie der Organe beeinträchtigen. Deshalb ist eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise umso wichtiger.
Celsy Dehnert ist freiberufliche Journalistin und Autorin für Ratgebertexte. Als Mutter von zwei Kindern mit 18 Monaten Altersunterschied navigiert sie selbst durch die Abenteuer der Elternschaft. Um anderen Eltern und sich selbst die dringendsten Fragen zu beantworten, schreibt sie Ratgeber zu den Themen Familie, Schwangerschaft und Leben mit Kindern.