Kind (1 Jahr) isst immer noch nicht

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SabrinaUndJesse
22. Jan 2022 12:34
Kind (1 Jahr) isst immer noch nicht
Hallo,

Ich brauche dringend Rat da ich momentan am verzweifeln bin. Mein Kind ist vor kurzem ein Jahr alt geworden und die Umstellung auf richtige Nahrung war immer noch nicht erfolgreich.
Es war von Anfang an schwer Beikost einzuführen. Sein Zungenschiebereflex war erst mit ca. 8 Monaten weg (er kam aber auch 4 Wochen zu zeitig auf die Welt) und er hat nie viel gegessen, nach ein paar Löffeln Brei hatte er genug. Dann hat er lange gezahnt und Brei fast komplett verweigert. Vor ungefähr zwei Monaten habe ich versucht ihm richtiges Essen zu geben, da hat er zum Beispiel ein paar Bissen Banane oder Klöße gegessen, aber es war mehr ein Kosten als ein richtiges Essen. Mit Brei hat er sich trotzdem füttern lassen, wenn auch nicht viel. Seine Hauptnahrungsquelle war weiterhin Pre. Er hat auch ein gutes Gewicht (9,3 kg bei 76 cm).
Seit zwei Wochen habe ich das Gefühl, dass er wieder einen Schritt zurück gemacht hat. Er verweigert es mit dem Löffel gefüttert zu werden und schlägt ihn mir nur aus der Hand. Mit Essen wie Babykeksen oder Obst wird größtenteils gespielt. Er nimmt vielleicht zwei, drei Bissen und verliert dann das Interesse am Essen. Da er jetzt ein Jahr alt ist, mache ich mir Sorgen, da er einfach nicht anfängt mehr zu essen und wenig Interesse an Nahrung zeigt, egal ob Brei oder Fingerfood. Die Umstellung von Pre auf mehr feste Nahrung scheint einfach nicht zu gelingen. Habt ihr einen Rat für mich, wie ich es schaffe, ihn für das Essen zu begeistern?
HiPP-Elternservice
24. Jan 2022 09:07
Re: Kind (1 Jahr) isst immer noch nicht
Liebe „SabrinaUndJesse“,

gleich vorweg: Eines ist sicher, jedes gesunde Kind hat sich noch früher oder später an feste Nahrung gewöhnt.

Haben Sie auch schon mit Ihrem Kinderarzt die Situation besprochen. Er kann letztlich am besten einschätzen, ob das Essverhalten über das „Normale“ hinausgeht. Ich gehe auch davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang ok sind. Das müsste im Zweifel jedoch Ihr Arzt abklären.

Sicherlich ist es nicht das „Ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen.

Aber manche Kinder sind einfach Spätzünder und brauchen eine ganze Weile bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Kost akzeptieren. Da lässt sich letztlich nichts erzwingen.

Dennoch machen Sie es genau richtig, Ihren Kleinen weiter behutsam an das feste Essen heranzuführen. Damit sich Ihr kleiner Schatz mit dem festen Essen anfreunden kann, ist es ganz wichtig, dass Sie selbst voll und ganz dahinterstehen und den Kleinen unterstützen und auch zu einem gewissen Grad fordern und fördern. Dass Sie zum Beispiel bei einer Mahlzeit, wie dem Mittagessen, mal konsequent auf festere Kost übergehen. Auch wenn die Mengen nicht immer gleich groß oder auch mal nur gering ausfallen.

Wichtig ist, konsequent aber trotzdem ruhig und gelassen zu bleiben. Ihr Junge merkt genau, wann Sie unsicher oder nachgiebig sind. Versuchen Sie Sicherheit beim Essen zu vermitteln.

Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Ihr Junge sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Essen. Der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit sollte aber schon groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Schauen Sie, dass Sie genug Zeit zum Essen haben und mit Aufmerksamkeit ohne Ablenkungen (Radio, TV, Handy…) dabei sind.

Bieten Sie gerne geduldig Fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen etc. Brotstückchen können Sie zunächst in Milch einweichen und so füttern, dann „flutschen“ sie besser…

Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrem Kleinen selbst ein Löffelchen in die Hand. Lassen Sie Ihr Kind experimentieren. Das weckt oft die Neugierde auf Essen. Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben. Das hat schon gut geklappt – lassen Sie sich nicht beirren, wenn es im Moment nicht so gut ankommt.
Versuchen Sie mal eine Weile ihn mit dem Essen allein damit umgehen zu lassen, ohne groß zu lenken oder zu führen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen. Ist diese erste Hürde dann genommen, spricht auch meist nichts dagegen, wenn Mama mithilft.

Machen Sie es Ihrem Schatz nicht zu leicht, also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kleiner weiß, dass Mama schnell mit Milch einlenkt. Also muss er sich ja auch nicht mit dem Brei mühen.

Probieren Sie es aus. Meine Erfahrung ist, wenn es nicht gleich die „sichere“ Milch gibt, dass der Appetit dann auf anderes steigt. Das wird auf jeden Fall eine Schraube sein, an der Sie drehen müssen. Wird die Milch weniger, steigt erfahrungsgemäß der Appetit auf anderes.
Das ist natürlich auch Übungssache und wird vermutlich nicht von heute auf morgen klappen. Aber Ihr Junge kann und wird das lernen, auch Breie, Gemüse, Beilagen, Brot etc. bei einer Mahlzeit sich satt zu essen.

Trinkt Ihr Kleiner auch nachts noch Milchnahrung? Dann wäre das auch ein Ansatz diese auszuschleichen – also langsam zu verdünnen. Gehen Sie auch in der Gesamtmenge zurück. Erst wenn sich die Kleinen nachts nicht mehr an der Milch satttrinken, kann der Appetit am Tage kommen.

Nehmen Sie Ihren Kleinen weiterhin mit an den gemeinsamen Essenstisch, so dass er Mama beim Essen beobachten und auch was probieren kann. Kinder lernen durch Nachahmen. Greifen Sie selbst mit Genuss am gemeinsamen Tisch zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Kind wird Sie nachahmen. Wenn er sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten.

Ihr Kleiner wird mit Ihrer Hilfe lernen, dass es beides geben kann: die Welt entdecken und spielen und zudem eine Zeit fürs Essen.

Ich drücke Ihnen die Daumen fürs Durchhalten und wünsche Ihnen alles Liebe!

Herzliche Grüße
Ihre HiPP Expertin
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